Syrien 2015: Allahs vergessene Kinder

Türkei 2015: Die uralte Stadt Mardin thront auf einem Berg im äußersten Südosten der Türkei, 500 Meter hoch mit Blick über die Ebene von Mesopotamien. Dort ist Syrien, dort ist die Hölle; von dort kommen jeden Tag Menschen, die nichts mehr haben außer ihrer Todesangst.

Gudrun Bauer unterstützt mit einer Großspende das Wirken der Welthungerhilfe an der türkischen Grenze und informiert sich vor Ort über die Lage. 1,6 Millionen Flüchtlinge sind in der Türkei amtlich registriert; die Dunkelziffer wird auf 2,5 Millionen geschätzt. Sie hausen in Kellern, Verschlägen, Zelten und Ruinen; der Staat und örtliche Hilfsorganisationen bemühen sich, die Vertriebenen zu versorgen.

Die Welthungerhilfe verteilt Winterpakete mit Decken und warmer Kleidung in den Notunterkünften. Zum Beispiel bei Familie Kassar aus Aleppo in einem feuchtkalten Gewölbe: der Vater krank, zwei der vier Kinder behindert; der älteste Sohn auf der Flucht umgekommen, die 18-jährige Tochter in Syrien verschollen. Wir wissen nicht, ob sie noch lebt, sagt die Mutter und wendet sich weinend ab.

Aus dem Schulhaus neben der Großen Moschee schallt fröhliches Kindergeschrei. Der Direktor hat seine Schule für Flüchtlingskinder geöffnet und dafür Schichtunterricht eingeführt – vormittags die Einheimischen, nachmittags 350 syrische Kinder, die nun wenigstens ein paar Stunden in einem friedlichen, sozialen Umfeld lernen und spielen können. „Man sieht es ihnen nicht an, aber sie sind alle schwer traumatisiert“, sagt Lehrerin Aya aus Damaskus. „Sie wagen sich kaum auf die Straße und geraten bei jedem Lärm sofort in Panik!“

Gudrun Bauer fragt die Schüler zum Abschied nach ihrem größten Wunsch. Zurück nach Hause, sagt ein Kind nach dem anderen. Zurück in die Heimat. Danach wird es ganz still in dem Klassenzimmer.

„Wenn man diese traurigen Kinderaugen gesehen hat“, sagt Gudrun Bauer, „dann muss man einfach helfen.“

(Text: Herbert Kistler)

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